Dienstag, 1. Juli 2014

Ausdauersport und Lebenserwartung

Ein Zitat auf webfail.at im Newsfeed einer Freundin hat mich dazu veranlasst, dieses gründlich zu durchleuchten und zu kommentieren. Vielleicht ist das für den geneigten Leser (Disclaimer #1: Ich gendere generell nicht - aus Faulheit. Mit der männlichen Form sind selbstverständlich AUCH alle Leserinnen gemeint!) interessant.

Disclaimer #2: Ich habe mir hier nicht die Mühe gemacht, die Quellen hinsichtlich Verlässlichkeit zu checken. Ich bin mir bewusst, dass dies nicht der "good journalism practice" entspricht - allerdings handelt es sich hier um einen Hobbyblog mit zeitlicher Limitierung hinsichtlich Quellenvalidierung. Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit! Sollte der Artikel Interesse geweckt haben, bitte ich die Leser, SELBST die Quellen auf Seriosität zu prüfen. Danke!

Zitat webfail.at:
Wer täglich eine Stunde laufen geht, lebt etwa zwei Jahre länger. Blöd nur, dass man dann drei Jahre seines Lebens joggen war.

Mein Kommentar:

Zu berücksichtigende Punkte:

1. Hier wird mit einer Sportausübungsdauer von 72 Jahren gerechnet, dann kommt man auf die 3 Jahre Laufen. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen liegt in Österreich bei 83,4 Jahren und bei Männern bei 78,1 Jahren (Quelle: Wikipedia). Die Lebenserwartung von Leuten mit gesundem Lebensstil liegt vermutlich um einiges über dem Schnitt. Wenn jemand mit 6 Jahren mit dem Ausdauersport beginnt und wie angenommen täglich läuft, kommt man demnach sogar auf mehr als drei Jahre.

2. Die meisten Leute fangen erst später in ihrem Leben mit dem Laufen an. Ich habe eine Quelle gefunden, die das durchschnittliche Einstiegsalter beim Laufen mit 36 Jahren (!) beziffert. Somit käme man bei einer Ausübungsdauer von 72 Jahren auf eine Laufzeit von 1,5 Jahren.
Quelle: http://books.google.at/books?id=NWHwQjEYHZoC&pg=PA53...

3. Die Annahme, dass jemand täglich laufen geht, ist unrealistisch. Normalerweise hat man pro sechs Tagen Training zumindest einen Ruhetag. Speziell als Marathonläufer hat man längere Läufe, sodass es im Schnitt wieder stimmt. Dennoch sollte das Modell Ruhetage und Krankenstand etc. berücksichtigen. Man müsste also noch einmal ca. 10% der Laufzeit subtrahieren. Damit wäre man bei ca. 1 Jahr, 4 Monaten und 6 Tagen reiner Laufzeit.

4. Ich habe einen Artikel gefunden, wonach Joggen die Lebenszeit um circa 6 Jahre verlängert. Weiters spricht man hier von 60 bis 150 Minuten pro Woche. Wenn wir wieder von 72 Jahren ausgehen und eine Betätigung von 150 Minuten pro Woche annehmen, hat man netto einen Gewinn von knapp 5 Jahren.
Quelle: http://www.focus.de/.../lebenserwartung-sport-verlaengert...

5. Allgemein ist für Leute, die etwas für ihre Ausdauer tun möchten, Triathlon statt Laufen zu empfehlen (obwohl Laufen natürlich auch super ist), aus folgenden Gründen:

a) keine einseitige Belastung auf Gelenke, Muskeln, Sehnen etc.; durch Ausüben mehrerer Sportarten werden mehrere und unterschiedliche Muskelgruppen trainiert.
b) mehr Abwechslung im Training
c) wenn man doch mal Verletzungspech haben sollte, muss man auf den Sport nicht komplett verzichten, sondern kann im Normalfall zumindest eine der drei Sportarten noch ausüben.

6. Hier wird Laufen so präsentiert, als würde es keinen (erstrebenswerten) Bestandteil des Lebens darstellen. Das Gegenteil ist der Fall - Man kann mit Freunden laufen gehen oder allein, es hat also soziale und/oder meditative Wirkung. Man ist draußen in der Natur, was auch zur Qualität des Erlebens beiträgt. Für mich ist Laufen auf jeden Fall ein wichtiger Bestandteil des Lebens, eine sinnvolle Art der Beschäftigung und eine wertvolle Investition meiner Zeit. Wesentlich sinnvoller, als zum Beispiel faul in einem verrauchten Pub herumzuhocken und sich zu betrinken ("fortgehen") - da laufe ich lieber.

Ergo ist der Gedanke, Laufen als vom Leben abzuziehende und getrennt zu behandelnde Zeit zu betrachten, vollkommen falsch.

Laufen ist für mich ein wichtiger Bestandteil des Lebens und man gewinnt durch die Ausübung des Sports mehr, als man an Zeit je einbüßen könnte.
So gesehen muss man die beim Laufen verwendete Zeit zum Leben DAZU addieren und erhält somit in jedem Fall einen Lebenszeitgewinn im Vergleich zu Nichtsportlern.

7. Wie in einem zitierten Artikel erwähnt, ist ja eigentlich nicht die Lebenszeit relevant, sondern vielmehr die Lebensqualität. Wenn man sich diese ansieht, schneiden Sportler wahrscheinlich nochmals deutlich besser ab. Längeres autonomes Leben, etc.

8. Hier was Lustiges dazu - einer meiner Lieblingsmomente von Gernot & Niavarani
https://www.youtube.com/watch?v=AMGeNT88Yow

9. Interessanter Artikel zum Thema:

http://www.medicalsportsnetwork.de/.../Kardiologie...

Hier die wichtigen Kernaussagen daraus:

Hinsichtlich der gesundheitlichen Bedeutung des Ausdauersports konnte eine Längsschnittuntersuchung an über 2600 finnischen Weltklassesportlern nachweisen, dass Sportler aus Ausdauerdisziplinen im Vergleich zu Untrainierten, Kraftsportlern oder Spielsportlern die höchste Lebenserwartung aufgrund einer geringeren kardiovaskulären Mortalität im mittleren Lebensalter aufwiesen.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend ist gegenwärtig nicht von einer Schädigung eines gesunden Herzens durch Ausdauersport auszugehen. Dennoch stellen insbesondere längere Ausdauerbelastungen oder Ausdauerwettbewerbe wie Marathonläufe, Radmarathons oder Triathlon-Wettkämpfe eine hohe kardiale Belastung dar, die für die notwendige Anpassung des Herz-Kreislauf-Systems einer ausreichenden Vorbereitung bedürfen.

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