Rang: 131
Kl.-Rg.: 6
45:01/2:20/1:42:33/00:58/1:08:07
Besonders happy bin ich a), dass ich trotz einer Zeit von 45:01 beim Schwimmen weitermachen durfte und b) über meine Laufzeit von 1:08:07 für 10k sowie c) dass es mein erster OD Triathlon war und trotzdem zwei Teilnehmer NACH MIR ins Ziel kamen! :)
Im Folgenden eine Schilderung des Wettkampftages.
Um 7 Uhr Früh Abfahrt von daheim. Sulmsee ließ sich sehr einfach finden, bei der olympischen Distanz gab es null Wartezeiten bei der Startnummernabholung. Das Goodiebag kam in Form einer super praktischen skinfit Einkaufs-Tragtasche (juhu!).
Dann der erste Schock des Tages: aufgrund zu hoher Wassertemperatur kein Neo erlaubt. In einem Anflug von Panik schreibe ich meinem Schwimmcoach Lennart, der aber meint, dass ich es trotzdem schaffen kann. Ich glaube ihm. Mein Papa versteht nicht, dass ich wegen der Cutoffzeit beinahe ausflippe. Dieses Adrenalin!!!
Mittagessen bestehend aus einer Banane und Coca-Cola wird eingenommen. Dazwischen ein kurzes, nur bedingt erfolgreiches Nickerchen im Gras auf meiner Neuroth-Badekappe vor der Startbesprechung.
Um Punkt 13 Uhr Schwimmstart olympische Distanz. Erster Eindruck: Wasser saukalt - das waren mMn nie und nimmer 25 Grad, auch andere Triathleten hatten Gänsehaut im Wasser. Naja, egal. Man sah genau NICHTS, das Wasser war total trüb. Ich habe viel Zeit mit Sighting verschissen. Mein herzlicher Dank geht an die Ruderin, die mir den Weg gezeigt hat, sonst wäre ich noch länger geschwommen. Ich bin auch sicher sehr viel Zickzack geschwommen, wahrscheinlich waren es gesamt eher 1600 als 1500 m. ^^ Es klingt idiotisch, aber es ist gar nicht einfach, in einem See geradeaus zu schwimmen. Abgesehen davon ging das Kraulen sehr gut. Ich versuchte Ruhe zu bewahren, saubere Technik zu schwimmen, gut zu atmen, mein Tempo zu schwimmen. Ich war nie in einer Situation, in der ich Brustschwimmen gebraucht hätte. Eventuell hätte ich das Schwimmen etwas flotter angehen können.
Während des Schwimmens dachte ich mir schon, ich würde jetzt disqualifiziert werden. Kurz bevor ich aus dem Wasser stieg, sah ich einen lächelnden Herren dort stehen. Ich wunderte mich, wieso er dort stand, dachte mir, dass er im Weg steht, und ob er mir wohl mitteilen würde, dass ich jetzt disqualifiziert worden wäre.. ich habe ernsthaft damit gerechnet. Dann stellte sich heraus, dass er mir nur aus dem Wasser helfen wollte. Juhu, ich durfte weitermachen!
Der härteste Catwalk meiner bisherigen Triathlonkarriere...
Kurz war ich zusammengesackt, dann ging es noch sehr nass weiter zur Wechselzone. In der Wechselzone Erleichterung darüber, weitermachen zu dürfen, aber sehr stark überlagert von Adrenalin in großen Schüben. Schnell in die Wechselzone. Dank Trisuit und Neoverbot musste ich mich nicht einmal umziehen. Die Triathlonrichterin hat mir sehr geholfen. Habe versehentlich das Rad rausgenommen, bevor ich den Helm aufhatte, was sie mit Disqualifizierung ahnden hätte können, wenn sie streng gewesen wäre. Habe dann das Rad nochmal zurückgehängt, Helm aufgesetzt, Brille aufgesetzt, Socken angezogen, Schuhe angezogen, während die Richterin mein Rad von der Stange runtergenommen und mir gegeben hat. Startnummer angezogen. Möglichst flott, was aufgrund meiner noch vom Schwimmen zitternden Hände und ergo beeinträchtigter Koordination immer wieder eine Challenge ist, so auch diesmal. Irgendwie geschafft, mit Rad aus der Wechselzone laufen, schwupps draufsetzen, und weiter geht's.
Die netten Ordner haben mir gottseidank genau gesagt, wo ich hin musste. Noch halbnass und mit zitternden Muskeln vom Schwimmen begann meine Radstrecke von 40 km. Am Anfang war meine Koordination beeinträchtigt, und ich benutzte die Radfahrt zunächst, um mich von den Anstrengungen des Schwimmens zu erholen. Gegen Anfang der Strecke gab es zwei- bis dreimal sehr heftige, ziemlich steile Anstiege. In diesen Momenten dankte ich einem sehr cleveren Ingenieur für die Erfindung der Gangschaltung. Ohne sie wäre ich komplett tot gewesen. Ich nutzte allerdings nur die mittleren 7 Gänge. Mindestens dreimal war ich sehr stark versucht, abzusteigen und ein Stück zu gehen, aber ich blieb mit mir stur und verbot es mir. Später war dann das Ärgste überwunden. Teils ging es sehr schnell bergab, aber da ich mich nicht traute, mit vollem Karacho die Bundesstraßen hinunter zu sausen (nur mit halbem ... ich schätze maximal 40 km/h), hatte ich meistens eine Hand auf der Hinterradbremse, nicht vollständig bremsend, nur ein bisschen abbremsend, um nicht komplett unkontrolliert da hinunterzudonnern. Einmal kam die Rettung dazwischen vorbei. Später erfuhr ich dann, dass es einen Sturz gegeben hatte und der Radfahrer ins Spital gebracht werden musste. Unlustig, sowas. Gottseidank hat es nur einen erwischt.
Irgendwann wurde ich so durstig, dass ich begann, meine 1L Sportflasche mit 2 verdünnten Powergels leer zu trinken. Das Verdünnen war eine Superidee, so schmeckten sie sogar fruchtig und wesentlich weniger grauslich als in ihrer konzentrierten Form. Ich empfehle das allen Kollegen für die Radstrecke. Während meines Aufenthalts auf der Radstrecke kam die Sonne, die sich beim Schwimmen noch hinter einer Wolkendecke versteckt hatte, immer mehr heraus. Die Fahrtstrecke war wunderschön entlang von Feldern und Wäldern mit teilweise traumhaftem Ausblick auf den Sulmsee. Im Versuch, meine von der ungewohnten Fahrthaltung herrührenden Rückenschmerzen zu ignorieren, zu denen sich mit zunehmenden Kilometern Oberschenkel, Po und Wade gesellten, konzentrierte ich mich auf andere Dinge, wie zB die Traktoren, die vermutlich alle zu einem Erntedankfest fuhren. Besonders lustig war ein Traktor mit einem Hund als Beifahrer. Im Radfahren optimierte ich auch die Trinkstrategie: Einen Schluck zu trinken ist am einfachsten auf einer langen Geraden, auf der man im selben Gang bleibt. Bergauf muss ich permanent schalten, bergab habe ich immer eine Hand an der Bremse, um die Situation unter Kontrolle zu haben. Nebenbei wurde ich auf der Fahrt schön geröstet. Ich bin jetzt ziemlich braun geworden... zum Glück kein Sonnenbrand. Der Trisuit war übrigens beinahe sofort trocken (also nach vielleicht max. 5 Minuten am Rad).
Auch die Radstrecke war nach 40 doch relativ langen Kilometern überstanden. Ich hatte mich am Rad nicht komplett verausgabt. Die Muskeln brannten nicht; in erster Linie wurde meine Kondition beansprucht, vor allem bei den Höhenintervallen. Vor der Wechselzone flott vom Rad gehüpft ging es wieder in die Wechselzone. Rad abstellen, Radhelm abnehmen, kleinen letzten Schluck einer Powergel-Verdünnung und auf ging es zur letzten Komponente des Triathlons: der Lauf hatte begonnen. Bei strahlender Sonne führte die Laufstrecke viermal um den See herum. Gottseidank zählten die Ordner auch mit, wie oft man schon gelaufen war. Die Strecke war sehr idyllisch und zum Glück idiotensicher eingezeichnet. Für jede 2.5 k Runde gab es sogar zwei Labestationen, bei denen ich bald das System "Ein, zwei Schlücke trinken und den restlichen Inhalt des Bechers über den Kopf leeren" für mich entdeckte, während ich von der Sonne weiter gegrillt wurde und die Laufstrecke wie auf Autopilot lief. Am Anfang war ich von der Anstrengung beim Radeln noch etwas außer Atem. Das Laufen wurde mit zunehmenden Kilometern leider nicht müheloser, die Erschöpfung von Teil 1 und 2 hielt sich konstant im Hintergrund. Beim Laufen jubelten mir unzählige total nette Menschen zu. Das braucht man speziell beim Schlussteil vom Triathlon wie einen Bissen Brot! Gerade der Laufteil zog sich subjektiv in die Länge, ging aber dank Musik, die man von der Hauptbühne hören konnte, anfeuerndem Publikum und der Schönheit der Strecke doch schneller vorbei als erwartet. Im letzten Kilometer wollte ich wie üblich eigentlich noch angasen und das Maximum aus mir herausholen, aber irgendwie war eine Temposteigerung nicht mehr drin, obwohl ich das Gefühl hatte, dass eine drin gewesen wäre. Ab ca. km 8.5 überkam mich auch ein - nicht allzu starkes, aber doch vorhandenes - Hungergefühl und ich freute mich schon riesig auf mein Essen.
Schließlich bog ich in die Zielgerade ein. Ab der Schlussrunde war es schon recht zach gewesen, zu rennen, aber ich biss tapfer die Zähne zusammen und wurde mit dem schönen Kompliment "Du bist eine Kämpferin. Bravo!" belohnt. Zwei sehr gut gelaunte Ordner und viele andere Zuschauer und Kollegen, die schon fertig waren ^^, feuerten mich enthusiastisch an, was mich total glücklich machte. Das half mir total auf den letzten hundert Metern! Auf der Zielgeraden schließlich überkam mich ein überwältigender Rausch von Glück. Total happy lief ich über den blauen Teppich und posierte im Laufen für ein Foto, bevor ich zum Stehen kam und wahrscheinlich beinahe umgefallen wäre, wenn mich mein Papa nicht aufgefangen hätte. ^^
Unmittelbar nach dem Rennen war ich so dermaßen fertig, dass ich nicht einmal was trinken konnte, ohne Angst zu haben, dass mir schlecht werden würde. Ich musste sitzend meine Arme aufstützen, meinen Kopf dazwischen legen und gefühlte fünf Minuten (wahrscheinlich eher zwei Minuten) tief ausatmen und mich beruhigen, bevor ich mich wieder erfangen hatte. Danach löschte ich meinen Durst mit Mineralwasser. Nach etwa fünf Minuten totaler Erschöpfung begann mein Hirn wieder klar zu denken. Nachdem ich den Wunsch nach Essen (Pasta!!!) geäußert hatte, gab mir mein Gehirn plötzlich ein anderes wichtiges Stichwort: Rad-Checkout!!
Mein Papa und ich entschieden dann, das Rad auszuchecken und im Anschluss gleich heim zu fahren, wo mich ein köstliches Abendessen erwartete, das ich vermutlich in zweifacher Geschwindigkeit hinunterschlang. Sogar beim Essen war ich irgendwie noch im "Rennmodus": Adrenalin in rauen Mengen und darauf konditioniert, Tätigkeiten möglichst schnell zu machen. Kartoffeln auf den Teller, schwupps. Laberln auf den Teller, schwupps. Sauce auf den Teller, schwupps. Essen, hopphopphopp. Die Zeit habe ich nicht gestoppt. ;-) Wie praktisch, dass es eine Rahmsauce war, in der Grundmasse von Laberln Topfen enthalten ist und dazu ein Salat mit Fisolen und Eiern serviert wurde, sodass meine Proteinspeicher wieder vollgefüllt wurden. :-)
Ich glaube, morgen werde ich alle meine Muskel spüren. ^^ Noch jetzt generieren meine Muskeln ungewöhnlich viel Wärme. Heute werde ich gut schlafen.
Ich habe noch keine offiziellen Resultate gesehen. Für den Schwimmteil habe ich circa 43 Minuten gebraucht. Am Rad war ich die Letzte, aber laufend konnte ich sogar noch ein paar Leute einholen - es war mein erster OD Tri und ich war NICHT DIE LETZTE!!! Darauf bin ich besonders stolz :-) Habe versucht, einen Haken an der Sache zu finden, aber ich bin tatsächlich alle vier Runden gelaufen und der Rundenverlauf war mMn idiotensicher markiert. Es dürfte also wirklich gepasst haben :-) Während des Laufes dachte ich nur daran, einfach weiterzulaufen, so ähnlich wie beim Marathon. Sowohl beim Radteil als auch beim Laufteil dachte ich an Lennarts Worte,
"The biking? You're gonna finish it. The running? You're gonna finish it."
...und er sollte Recht behalten. :-)
Wie letztes Mal habe ich den Effekt der Erschöpfung nach dem Schwimmen sowie nach dem Radeln total unterschätzt und mir mindestens vier Mal die Frage gestellt, wieso ich mir das hier eigentlich antue. Das ganze Rennen lang war ich eher angespannt. Umso unbezahlbarer dafür dieses Gefühl, im Ziel einzulaufen und alles geschafft zu haben. Das Gefühl, tatsächlich im Ziel zu stehen. Unbeschreiblich. :-)
...und da sie noch nicht gestorben ist, lebt sie auch noch heute. ;-)
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